Deutsch-LK beim Gorch

oder die Leiden des jungen Lorenz

Deutsch-LK bei Herrn Lorenz

Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,
Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.
Versuch ich wohl euch diesmal festzuhalten?
Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
Ihr drängt euch zu! Nun gut, so mögt ihr walten!

Das oder etwas ähnliches mag sich wohl der zu allem entschlossene Georg Lorenz gedacht haben, als er, mit zwei Stoffbeuteln und dem guten Willen bewaffnet, an einem finsteren, nebligen Septembermorgen zum ersten Mal seiner Jünger Schar gewahr wurde, die mit zwiespältigen Gefühlen, nichtswissend, am Anfang ihrer Odyssee stand. Auf die erste Probe stellte uns der Meister alsbald, indem er uns ein Relikt aus vergangenen Zeiten zur Analyse vorlegte, welches mit folgendem Satz begann: „Hochgeehrte Versammlung! - es freut mich ungemein, daß Sie, wie Sie, wenn Sie hätten, widrigenfalls ohne direkt, oder besser gesagt, inwiefern, nachdem naturgemäß es ganz gleichwertig erscheint, ob so oder so, im Falle es könnte oder es ist, wie erklärlicher Weise in Anbetracht oder vielmehr […] oder ein in irgend einem einigermaßen einzig verschwiegen ist“. Dies stürzte schon eine Vielzahl der tapferen Krieger in tiefe Verzweiflung: die Irrfahrten des LKs 2D1 hatten begonnen!
Doch schien sich ein anderer Forschungsbereich als die Germanistik als das heißgeliebte Steckenpferd unseres Kapitäns zu entpuppen: Nicht genug damit, daß wir uns Euripides hingaben und förmlich seine beiden Werke „Iphigenie in Aulis“ und „Iphigenie bei den Taurern“ verschlangen – auch eine griechische Verfilmung des antiken Stoffes sowie die Neuauflage des Werkes, „Iphigenie auf Tauris“ von Goethe (wir hatten zu diesem Zeitpunkt schon geklärt, daß sich jener große Dichter wohl mit einem ‚„h“ nach dem „t“ schreibe) machten wohl den größten Teil des LKs Griechische Mythologie in der K12 aus. Ein fundiertes Wissen über jegliche Ränkespiele und Seitensprünge bzw. Verwandtschaftsverhältnisse der griechischen Götter vermittelte uns unser Mentor mit allen Regeln der Kunst. Geschwächt ob der Strapazen des langen Aufenthalts an Hellas’ Küste setzten all jene, die nicht dem heißem Verlangen erlagen, sich statt germanistischer Studien anderen Wissenschaften hinzugeben oder den des Nachts versäumten Schlaf nachzuholen, die Segel gen Westen. Auch im Angesicht von Chronos’ Zorn, welchen sich unser verwegener Kapitän im ausgedehnten Kampfe mit Orestes, Pylades und Thoas zugezogen hatte, sollten wir alsbald die Küsten der alten Welt erblicken, um uns dort in Gesellschaft des Doktor Faustus und eines gewissen Mephistopheles in Auerbachs Keller zu laben. Trotz der Unterwerfung Jenas, die unser Kapitän eher mit Gleichmut betrachtete, konnten selbst wir des Gretchens Schicksal nicht zum Guten wenden und so endete der erste Teil der Odyssee damit, daß wir uns noch vor des Sommers Erwachen mit legasthenischpädophil veranlagten Frauen, Barbieren mit Ernährungsproblemen und fraglichen Königen, deren Königreiche Namen eher wie Exkremente klangen, kurze Geplänkel lieferten.
Trotz des ausgedehnten sechswöchigen Landgangs fanden sich an des Sommers Neige 22 der ursprünglich 23 Besatzungsmitglieder zu weiteren Abenteuern ein, erfüllt von der Hoffnung, der Verfolgung durch die Erinyen endlich entronnen zu sein.
Mit stoischer Gelassenheit steuerte der Bärtige die Lyrischen Felder an. Endlose blutige Schlachten mit rhetorischen Mitteln und die Suche nach einer höheren Wahrheit forderten ihren Tribut, so daß die Forderung nach einer schlagkräftigeren Armierung für die letzte, alles entscheidende Schlacht unter den Mannen des furchtlosen Streiters Gorch immer lauter wurde. Dies bewog den Kapitän dazu, für die weiterhin geplanten Unternehmungen detailliertere Pläne aufzustellen, die er auf diversen Fetzen in einer für seine Mannschaft nicht entzifferbaren Geheimschrift notierte, welche er auch zum Kommentieren der erbrachten Leistungen seiner Krieger verwendete, und alsbald wieder vergaß. Und so kam es, daß die Irrfahrten der wackeren Mannschaft bis zu den Iden des März andauerten, wo unser Kapitän an einem lauen Frühlingsmorgen aus heiterem Himmel unverhofften Aktionismus an den Tag legte. Von da an wurde den Mannen des Gorchs alles abverlangt. Vom grenzenlosen Blutrausch unseres Heerführers getrieben, fiel in einem Blitzkrieg eine literarische Hochburg nach der anderen, so daß am Ende kaum einer mehr genügend Integrität aufbrachte, sich den Befehlen des Kapitäns zu unterwerfen. Hier aber zeigte sich, daß es so manchem wahrlich gelang, dem Meister den Kampfe mit der Literatur brillant vorzutäuschen, ohne seinen Feind je zu Gesicht bekommen zu haben. Kurz vor der alles entscheidenden Schlacht aber zeigte sich, daß selbst unser Kapitän die Schrecken des fürchterlichen Kriegsfürsten, der Abitur geheißen ward, anerkannte. In Sorge um seine Mannschaft legte er ein gar väterliches Bemühen an den Tag, letzte Fragen der Kriegsführung noch zu klären. Doch stellte sich heraus, daß wir die letzte Schlacht allein zu schlagen hatten.
Und so entschwand unser Kapitän in düsterer Nacht aus unserem Dunstkreise, sich neuen Herausforderungen mit einer anderen Mannschaft zu stellen. Zurück blieb nur ein Schriftstück, auf dem zu lesen war:

Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich,
Es schwebet nun in unbestimmten Tönen
Mein lispelnd Lied der Äolsharfe gleich,
Ein Schauer faßt mich, Träne folgt den Tränen,
Das strenge Herz, es fühlt sich mild und weich;
Was ich besitze seh ich wie im Weiten,
Und was verschwand wird mir zur Wirklichkeit.

Wenn wir zurückblicken auf die letzten beiden Jahre Deutsch-LK, so hatten wir manchmal den Wunsch nach einer etwas geplanteren und lineareren Vorbereitung aufs Abi. Letztendlich zeigte sich dennoch das Engagement unseres Kursleiters, der keine Kosten und Mühen scheute, seinem Kurs Gutes zu tun. So versorgte uns unser Gorch mit vielen kostenlosen Lektüren, kostenloser Verpflegung auf der Fahrt nach Bayreuth und Kaugummis während der Klausuren. Letztlich bleibt uns unser Gorch als engagierter, wenngleich auch teils verwirrter Kapitän in stürmischen Zeiten in Erinnerung. Und letztlich hammer’s ja gepackt!

In diesem Sinne: Viel Glück für die weiteren Schlachten!

Deine beiden getreuen Männer
Florian M. und Tobias L.